Skeptisch gegenüber der Verwendung von Leichter Sprache?
Wir führen oft sehr interessante Gespräche zum Thema Leichte Sprache. Dabei haben wir festgestellt, dass es einige Missverständnisse gibt, die Menschen dazu verleiten, diese barrierefreie Kommunikationsform skeptisch zu betrachten. Es ist uns ein Anliegen, diese Missverständnisse aufzuklären und ein besseres Verständnis dafür zu schaffen, warum Leichte Sprache so bedeutsam ist. In diesem Blogbeitrag möchten wir verdeutlichen, wie Leichte Sprache verschiedenste Personengruppen dabei unterstützt, selbstbestimmt und gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilzuhaben.
„Leichte Sprache ist nur für Menschen mit geistiger Behinderung.“ „Leichte Sprache ist nur für Leute, die nicht gut Deutsch sprechen.“
Leichte Sprache ist eine barrierefreie Kommunikationsform, die für Menschen mit verschiedenen kognitiven Barrieren oder Sinnesbarrieren (Hören und Sehen) entwickelt wurde. Sie ist aber darüber hinaus auch für Menschen mit geringen Deutschkenntnissen, demenziellen Erkrankungen, Lese- und Lernschwierigkeiten aller Art und vielen mehr von Vorteil. Insgesamt ist die Zielgruppe der Leichten Sprache sehr breit gefächert. Leichte Sprache ist also nie „nur für [insert Personengruppe].“
„Statt in Leichte Sprache sollte man lieber in die Bildung der Personen investieren.“ „Mit der Verwendung von Leichter Sprache verhindert man, dass diese Personen Deutsch lernen.“ „Leichte Sprache führt zu einem geringeren Bildungsniveau der Gesellschaft im Allgemeinen.“
Die Aus- und Weiterbildung der Zielgruppen steht definitiv nicht im Gegensatz zur Verwendung von Leichter Sprache. Tatsächlich sind beide Ansätze von großer Bedeutung und können/sollen/müssen sich gegenseitig ergänzen. Die Investition in die Bildung von Menschen ist zweifellos wichtig – es ist jedoch auch wichtig, sicherzustellen, dass Informationen und Inhalte in einer für sie zugänglichen Weise präsentiert werden. Leichte Sprache ist ein Werkzeug, um Barrieren abzubauen und den Zugang zu Informationen zu erleichtern. Es unterstützt die Bildung, indem es Menschen befähigt, Informationen zu verstehen und zu verarbeiten.
Leichte Sprache ist also auch ein Werkzeug innerhalb der Bildung. Es trägt dazu bei, dass Personen den Unterrichtsinhalten folgen und aktiv am Lernprozess teilnehmen können und stellt so sicher, dass Bildung für alle zugänglich ist.
Darüber hinaus ermöglicht Leichte Sprache den Menschen im Alltag eigenständig Entscheidungen zu treffen und aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen. Wenn Informationen in einer für sie verständlichen Weise präsentiert werden, können sie ihre Rechte besser wahrnehmen, ihre Bedürfnisse artikulieren und in verschiedenen Bereichen ihres Lebens selbstbestimmt handeln.
Es ist wichtig, Bildung und die Verwendung von Leichter Sprache als komplementäre Ansätze zu betrachten, um eine inklusive Gesellschaft zu schaffen, in der jeder Mensch gleiche Chancen und Zugang zu Informationen hat.
„Wie sollen die denn jemals gscheidt Deutsch lernen, wenn Leichte Sprache verwendet wird?“
Oftmals wird ein Angebot in Leichter Sprache als Schritt in die falsche Richtung gesehen, besonders wenn es um Personen mit geringen Deutschkenntnissen geht. Es besteht oft die Sorge, dass das zu einem „Downgrade“ der deutschen Sprache kommt oder zur Segregation bestimmter Personengruppen. Dabei ist es genau umgekehrt. Stellt euch vor, ihr lernt gerade eine Fremdsprache und versucht Medien und Textangeboten zu folgen. Je komplizierter die Texte, desto frustrierter werdet ihr und desto weniger könnt ihr am Geschehen teilhaben. Wenn es ein Angebot in einer vereinfachten Version gibt, könnt ihr dieses nutzen, um die Grundlagen zu verstehen und nach und nach die Sprache besser zu beherrschen. Personen, die nicht aufgrund gesundheitlicher oder kognitiver Barrieren, sondern aufgrund ihres „Lernstadiums“ in der deutschen Sprache die vereinfachte Version benötigen, werden Leichte Sprache als Zwischenschritt in ihrem Lernfortschritt nutzen. Leichte Sprache anzubieten, fördert den Lernprozess hier bedeutend mehr, als die Informationen in Fremdsprachen anzubieten.
Zusammengefasst:
Leichte Sprache ist ein Instrument der Inklusion und Gleichberechtigung. Sie ermöglicht es Menschen, Informationen zu verstehen und selbstständig Entscheidungen zu treffen. Es geht darum, gleiche Chancen für alle zu schaffen und Menschen mit unterschiedlichen Voraussetzungen gleichberechtigten Zugang zu Informationen zu ermöglichen. Je mehr Personen Texte des alltäglichen Lebens verstehen können, desto einfacher und effizienter gestaltet sich der Alltag für uns alle.